China und Europa pushen sich wirtschaftlich, US-Wirtschaft stabil
Die Konjunkturdaten der großen Volkswirtschaften zeigen sich sehr unterschiedlich. Während sich in Europa wie in Asien die Erholung etwas stabilisiert, zeigte die US-Wirtschaft zuletzt weniger Dynamik – wenn auch auf hohem Niveau. „Für die Portfolios heißt das, dass wir die Aktien-Übergewichtung in den USA und auch bei Techwerten auf neutral setzen, weiterhin aber stabile Kursentwicklungen erwarten“, berichtet Carsten Gerlinger, Managing Director und Head of Asset Management bei Moventum AM, über die Ergebnisse der Asset-Allocation-Konferenz.
Bei der Betrachtung der Märkte stehen die Entwicklung der Teuerungsraten, mögliche Folgen für den weiteren geldpolitischen Kurs der Notenbanken, die geopolitischen Spannungen sowie die im November anstehende US-Präsidentschaftswahl im Fokus. „Dabei sehen wir gegenüber dem Vorquartal keinen eindeutigen Trend“, sagt Gerlinger. „Während in Europa und Asien und hier insbesondere in China die Wirtschaft einen leichten Erholungspfad einschlägt, deutet die US-Wirtschaft von einem höheren Niveau leichte Abschwächungstendenzen an.“
Einen weiteren Impuls zur konjunkturellen Belebung in Europa liefern die Zuwächse bei den Reallöhnen, die eine Stütze für den Konsum sind. Unterstützt wird Europa auch durch die am 6. Juni beschlossene Leitzinssenkung der EZB um 25 Basispunkte. Dies dürfte die Kreditkonditionen von Unternehmen verbessern. „Die jüngsten Inflationsdaten sind zwar mit plus 2,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat wieder etwas höher ausgefallen, aber ausschlaggebend für die Entscheidung zur Zinssenkung dürfte für die Notenbanker der längerfristige Rückgang der Inflation in den vergangenen Monaten gewesen sein“, sagt Gerlinger. Weitere Zinsschritte durch die EZB im weiteren Jahresverlauf scheinen möglich, doch hängt dies vor allem von der Inflationsentwicklung ab.
In Asien ist ebenfalls eine erfreuliche, wenn auch nur überschaubare wirtschaftliche Erholung sichtbar, was besonders für China gilt. „Nach der Abkühlung im Zuge der Covid-Pandemie und der Krise des Immobiliensektors, die immer noch schwelt, waren schon im letzten Quartal kleine Anzeichen einer Verbesserung sichtbar“, so Gerlinger. Diese haben sich nun weiter verstärkt. „Die fiskalpolitischen Maßnahmen zur Stützung der Wirtschaft scheinen zu wirken, ein Wachstum von bis zu fünf Prozent scheint möglich zu sein.“
Die positiven Tendenzen in Europa und China könnten sich aufgrund der großen Handelsverflechtungen gegenseitig verstärken. „Doch bei allen positiven Wirkungen: Einzelne Länder oder Sektoren in Europa könnten auch unter Chinas zunehmend stärkerer Positionierung auf dem Weltmarkt leiden“, so Gerlinger. Dazu zählen in Deutschland etwa der Maschinenbau, aber auch die Automobilindustrie, der die EU mit Zöllen bei der Einfuhr chinesischer Fahrzeuge unter die Arme greifen will.
Im Gegensatz zum positiven Bild in Europa und China lässt die wirtschaftliche Stärke der USA von einem hohen Niveau aus wieder leicht nach. „Zwar zeigt sich der Arbeitsmarkt nach wie vor sehr resilient; vor allem, weil im Mai 2024 wieder deutlich mehr Stellen als erwartet geschaffen wurden“, sagt Gerlinger. Auch die Anzahl illegaler Migranten aus Mexiko stützt das BIP erheblich, Schätzungen liegen bei einem Plus von 0,7 Prozent pro Jahr allein aus diesem Grund. In der Folge sorgt dies weiter für ein relativ hohes Lohnwachstum, einer möglicherweise wieder steigenden Inflation und damit auch steigenden Zinsen. „Weitere große Unsicherheit bringt die anstehende Wahl des nächsten US-Präsidenten Anfang November“, so Gerlinger. „Insofern ist es ratsam, die US-Positionen etwas neutraler zu gewichten.“
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