Deal zwischen Credit Suisse und UBS überzeugt nicht
Die Übernahme der angeschlagenen Credit Suisse durch den Konkurrenten UBS ist nicht sonderlich überzeugend und wird die Märkte vorerst nicht beruhigen. Das erwartet Carsten Gerlinger, Managing Director und Head of Asset Management bei Moventum. „Hier wird mit viel politischem Notenbankgeld eine Fassade gekittet, obwohl es bei der Credit Suisse eher im Maschinenraum brennt“, sagt Gerlinger. „Auf diese Weise entsteht aus einer starken und einer schwachen Bank möglicherweise eine neue Schweizer Problembank.“
Grundsätzlich sehen die Bankbilanzen in Europa trotz der gegenwärtigen Turbulenzen um die US-Banken SVB, Signature und First Republic gut aus. „Fundamental ist die Lage ganz anders zu bewerten als 2008/2009“, sagt Gerlinger. „Die Banken sind 2023 in einer deutlich besseren Verfassung, es gibt keine großen Kreditausfälle und die Stresstests haben keine Probleme offenbart.“ Bei der Finanzkrise 2008/2009 hat die Immobilienkrise und die Verbriefung von Krediten zu hohen Verlusten geführt. „Aus den Fehlern mit Lehman bezüglich Krisenbewältigung haben die Notenbanken und Regierungen gelernt“, so Gerlinger.
Stabilität schien gegeben: Die Banken haben gute Gewinne erwirtschaftet, Dividendenzahlungen sind kein Problem. „So hat beispielsweise auch die Deutsche Bank angekündigt, für 2022 eine höhere Dividende auszahlen zu wollen“, sagt Gerlinger. „Bei den betroffenen US-Banken und auch bei der Credit Suisse haben Managementfehler und Schwächen im Risikomanagement zu der jüngsten Entwicklung geführt.“ Trotzdem stehen Banken unter Druck: „Wir haben nun eine Vertrauenskrise, die sich im Rahmen einer Self-Fulfilling-Prophecy zu einer größeren Krise ausweiten könnte“, sagt Gerlinger. Im Zweifelsfall wird eine solche Krise aber mithilfe der Notenbanken und Regierungen unter Kontrolle gehalten.
Schwieriger wird es für die beiden Schweizer Banken. „Die UBS kauft sich eine Großbank dazu, deren Integration schon unter normalen Umständen viel Energie kosten würde“, sagt Gerlinger. „Dazu kommt, dass die Credit Suisse nicht einfach nur eine funktionierende Bank ist, sondern seit Jahren Probleme und Skandale mit sich herumschleppt.“ Die UBS hat langfristig möglicherweise ein gutes Geschäft gemacht. „Der Kaufpreis ist günstig und es gibt in Form von Liquiditätshilfen und Risikogarantien viel Geld von Notenbank und Staat“, so Gerlinger. Doch die Probleme bei der Credit Suisse sind älter, reichen tiefer und viele Skandale haben die Bank erschüttert: Sie war dabei, als es um Stichworte wie den Zusammenbruch des Hedgefonds Archegos Capital ging, erlebte das „Spitzelgate“, den „Thunfischdeal“, war beteiligt an der Greensill-Problematik, musste wegen Beihilfe zur Geldwäsche eine Strafe zahlen und unter dem Skandal um den Verkauf von Steuer-CDs litt die Reputation. Ihre Risikosteuerung war offenbar zu schwach für die jetzt aufgetretenen Verwerfungen, weshalb eine Rettung in letzter Sekunde nötig war.
„Zwar sind die akuten Probleme mit der Übernahme durch die UBS erst einmal behoben“, sagt Gerlinger. „Die Geschichte hat aber gezeigt, dass ein solcher Zusammenschluss eine Herkulesaufgabe ist und viele Probleme mit sich bringt.“
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