USA: mit fiskalischen Stimuli gegen die Rezession
Inzwischen ist klar, dass Donald Trump bei den US-Präsidentschaftswahlen für die Republikaner ins Rennen gehen wird. Sollte Trump gewinnen, so könnte er versuchen, durch eine weitere Steigerung der US-Schulden die heimische Wirtschaft zu stützen. „Für die Konjunktur der USA wäre das einerseits günstig – allerdings basierte schon der jüngste Aufschwung auf massiver Förderung durch die Politik“, sagt Carsten Gerlinger, Managing Director und Head of Asset Management bei Moventum AM.
Monatelang war für die USA eine deutliche Abschwächung der Konjunktur vorausgesagt worden, eine Rezession schien lange Zeit sicher – schließlich hatte die Zentralbank die Leitzinsen in relativ kurzer Zeit stark angehoben, um die Inflation zu bekämpfen. „Die Rezession galt als Preis, der für die Dämpfung der Teuerungsraten zu zahlen ist”, erklärt Gerlinger. Doch inzwischen hat sich die Inflationsrate deutlich ermäßigt, eine Rezession konnte vermieden werden.
Wesentlicher Grund dafür waren die fiskalischen Stimuli: Während die Eurozone im vergangenen Jahr ein Budgetdefizit von rund 3,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) aufwies und dieses Defizit weiter senken will, greift Washington in die Vollen: Nach einem Defizit von 5,4 Prozent im Fiskaljahr 2022 betrug die Neuverschuldung 2023 6,3 Prozent. Rechnet man die Effekte der Schuldenstreichungen bei Studiendarlehen mit ein, so zeigt sich sogar ein Anstieg von 3,9 auf 7,5 Prozent.
Der Effekt: Die US-Wirtschaft überrascht mit positiven Zahlen. Die jüngsten Frühindikatoren zum verarbeitenden Gewerbe und zum Servicesektor, die maßgebliche Indikatoren der Wirtschaftsleistung sind, wurden zuletzt nach oben revidiert und lagen nur noch knapp unter beziehungsweise über der so wichtigen Punktemarke von 50. Auch der nach wie vor resiliente Arbeitsmarkt hat die Rezessionsstimmen verstummen lassen. „Mittlerweile sind auch im Immobilienmarkt höhere Bautätigkeiten wegen der zuletzt weniger restriktiven Kreditvergabe der Banken zu verzeichnen“, so Gerlinger.
Die im November stattfindenden US-Präsidentschaftswahlen können Folgen für die weitere Entwicklung der US-Wirtschaft haben. Laut Umfragen genießen aktuell weder Trump noch Amtsinhaber Joe Biden eine hohe Popularität. „Die Chancen für eine Wahl Trumps sind durchaus als groß einzuschätzen“, so Gerlinger. „Ein Wahlsieg von ihm könnte zu einem weiteren Anstieg der Staatsverschuldung führen, zumal er schon Steuererleichterungen für den Fall seines Wahlsieges angekündigt hat.“ Es ist auch mit anderen fiskalpolitischen Maßnahmen zu rechnen, welche die Binnenwirtschaft getreu dem Motto „America First“ beflügeln sollten.
Was bedeutet das für die Börse? Bereits in den vergangenen Wochen sind die Märkte gut gelaufen, angetrieben insbesondere von großen Technologietiteln. „Dieser Hype scheint sich als nachhaltig zu entpuppen, nachdem auch sehr positive Quartalsergebnisse publiziert wurden”, so Gerlinger. Zudem dürften insbesondere Growth-Titel von der Zinsentwicklung stark profitieren. „Wir erwarten bis Jahresende ebenso eine positive Tendenz für die gesamte Breite des Marktes.” Ende des Jahres ist auch eine Reaktion der Aktienmärkte auf den Ausgang der US-Präsidentschaftswahl nicht auszuschließen. Von einer Wahl Trumps könnten insbesondere Aktientitel profitieren, die im direkten Zusammenhang mit der US-Binnenwirtschaft stehen.
Anders als bei Aktien ist Gerlinger bei Unternehmensanleihen vorsichtig: „Das Renditeniveau ist mittlerweile nicht mehr attraktiv. Bedingt interessant sind High-Yields, auch wenn in diesem Segment bereits viel Optimismus eingepreist ist.“
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